Wie kann ich aufhören, mich ständig zu waschen?

Was war zuerst da – die Angst oder der Waschzwang?

Wenn du dich das nächste Mal wieder zwanghaft waschen möchtest, halte kurz inner und schreibe auf, wie stark deine Angst zwischen 0 (keine Angst) und 10 (maximale Angst) gerade ist. Schreibe nach dem Waschen auch noch mal auf, wie hoch sie jetzt ist. Du wirst dann vielleicht merken, dass die Angst mit der Zwangshandlung abnimmt, aber leider meist nur für kurze Zeit. Und nun meine Frage: Ist die Angst zuerst da oder der Zwang? Beobachte das einmal über längere Zeit? Spüre in deinen Körper hinein. Schreibe auf, wo im Körper du die Angst spürst und welche Gedanken mit der Angst verbunden sind. Sicher wäscht du nicht nur die Hände. Erstelle eine Angsthierarchie – welche Körperteile musst du immer waschen, welche sind nicht ganz so wichtig. Notiere hinter jedem Punkt, wie hoch deine Angst zwischen 0 und 10 wäre, wenn du dieses Körperteil nicht waschen könntest.

Mit EMDR können wir nun an dieser Angst hierarchisch arbeiten oder auch in Hypnose visualisieren, wie du mit der Angst optimal umgehen kannst. Im Prinzip arbeitet man hier mit einer vorgestellten Konfrontation, die zur Desensibilisierung führt. Wichtig ist, sich der Angst bewusst zu werden und sie anzunehmen.

Der Zwang ist eine Strategie des menschlichen Geistes, die Angst im Zaum zu halten. Leider aber keine wirklich gute, denn die Angst wird durch den Zwang einfach nur wie mit einer Decke zugedeckt, bis sie sich wieder wild frei kämpft und wieder zugedeckt werden muss. Dabei wird die Angst immer wilder und muss immer häufiger zugedeckt werden oder die Decke bzw. der Zwang muss immer größer und dicker werden. Lass die Decke einfach weg – aber das ist eben viel leichter gesagt als getan. Die Konsequenz ist erst einmal vernichtende Angst. Die gute Nachricht ist: Angst hält nicht unendlich. Sie ist ein Gefühl, dass sich irgendwann abnutzt. Und diese Erkenntnis macht den Zwang im besten Fall obsolet.